Trilucent

Zum Sojaöl Skandal ein Artikel aus der Welt Zitiert: 

DIE WELT: https://www.welt.de/print-welt/article279217/Rueckruf-von-Brustimplantaten-aus-Sojaoel.html
Rückruf von Brustimplantaten aus Sojaöl
Veröffentlicht am 11.12.2003 | Lesedauer: 3 Minuten
Von Sonja Kastilan
Mögliches Gesundheitsrisiko durch Trilucent-Kissen - Frist für kostenlose Operationen läuft in diesem Jahr aus

Wenn Silvester die Korken knallen, endet für rund 10 000 Frauen in Europa die Frist für eine kostenfreie "Brustexplantation": Bereits eingesetzte Implantate können vorsorglich entfernt und auf Wunsch ersetzt werden, wenn sie Sojaöl enthalten.

Die britische Lieferfirma AEI dieser Trilucent-Kissen übernimmt die Kosten der notwendigen Untersuchungen und Operationen - aber nur noch bis zum 31. Dezember 2003. Schwangere können auf eine Verlängerung hoffen. "Und bei anderen Frauen entscheiden wir von Fall zu Fall", sagt Firmensprecherin Ann Richardson.

Auch deutsche Ärzte und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn wurden Anfang April über das Ende der Kostenübernahme informiert und aufgefordert, Patientinnen zu benachrichtigen. In Deutschland und Österreich hatten sich bis Ende der neunziger Jahre rund 2000 Frauen die Brüste mit Sojaölpolstern vergrößern lassen. Dabei war das Trilucent genannte Implantat aus Schweizer Produktion nicht lange auf dem europäischen Markt: Vier Jahre nach der Zulassung 1995 startete AEI im März 1999 eine Rückrufaktion. Die in Großbritannien zuständige Behörde Medical Devices Agency (MDA) hatte zusätzliche Untersuchungen veranlasst und empfahl im Juni 2000 Betroffenen schließlich, die Polster vorsorglich entfernen zu lassen. Es bestehe ein mögliches Gesundheitsrisiko, wenn das Sojaöl im Körper zersetzt werde. Durch die Stoffwechselprozesse könnten giftige und erbgutschädigende Abbauprodukte entstehen. Diese "hazard notice" veranlasste die Firma AEI, ein Betreuungsprogramm samt Care-Centren aufzustellen, das Frauen mit Trilucent-Implantaten eine kostenfreie Behandlung ermöglichte. Alle Ärzte wurden damals angeschrieben, um die MDA-Empfehlung und das Care-Programm publik zu machen. In Deutschland haben bisher 914 Frauen an dem Trilucent-Programm teilgenommen, so Ann Richardson.

"Vier meiner Patientinnen hatten sich auf eigenen Wunsch Sojaölkissen einsetzen lassen", erinnert sich Detlef Witzel, Sekretär der Deutschen Gesellschaft Ästhetisch-Plastischer Chirurgen. Der Berliner Chirurg hat das Sojaöl, von dem er nie wirklich überzeugt war, inzwischen gegen Silikon ausgetauscht, das ehemals in Verruf gekommen war. "Heute sind quervernetzte Silikonkissen das Material der Wahl", erklärt Witzel, was er als Gummibärchen beschreibt - die Polster sind sicherer und laufen nicht aus.

Sojaöl klang nach Gesundheit und hatte außerdem den Vorteil, dass es die Brustkrebsvorsorge nicht behindert, sondern die Strahlen durchlässt. Aber einige Frauen mit Trilucent-Implantaten hatten über Schwellungen geklagt, und gerissene Polster sorgten für Entzündungsreaktionen. Zwar sind bis heute keine Fälle bekannt, bei denen es zu schwer wiegenden Schädigungen gekommen ist. "Viele Frauen, deren genaue Zahl wir nicht kennen, tragen noch Trilucent-Kissen in ihrer Brust und warten einfach immer länger", sagt Richardson, die Betroffene ermutigt, sich bis Ende des Jahres zu melden. "Aber wir lassen niemanden mit dem Problem allein." 


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